Motorradtour Südwesten der USA 1996

Team Andreas (re.) und ich

Pazifik Pazifik bei San Francisco

Golden Gate San Francisco, CA,
Golden Gate Bridge

Lake Tahoe Lake Tahoe (von Südwest)

Anfahrt Death Valley2 Anfahrt zum Death Valley

Badwater Death Valley Badwater Death Valley

Grand Canyon Grand Canyon

Grand Canyon Grand Canyon,
Winter Wonderland

Vorab ein paar Worte

Die beschriebene Tour fand im Oktober/November 1996 statt, sie führte durch Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona. Teilnehmer waren Andreas Weltermann und ich. Unterwegs waren wir auf geliehenen BWM R850R, Verleiher war die Fa. Moturis, mit der wir übrigens sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Gebucht waren nur die Motorräder und ein Hotel in Los Angeles für die ersten zwei Tage, ansonsten hatten wir nur eine ungefähre Route im Kopf und ein paar Mopedklamotten im Koffer. Und nach drei Wochen und ca. 6000 gefahrenen Kilometern war der Spaß schon wieder vorbei.

Los Angeles bis Lake Tahoe

Ankunft L.A., im Kopf wird es schon Abend, aber hier ist es Mittag und 27 Grad im Schatten. Mit dem Shuttlebus ab zum Hotel in Flughafennähe, erstmal Pause machen. Später laufen wir einfach los, mit einem Taxi nach Downtown, einfach rumgucken, Wolkenkratzer, Leute, Amischlitten. Am Morgen nach ausgiebigem Frühstück werden wir von Moturis zur Motorradübernahme abgeholt. Ein Bike ist noch in der Werkstatt, nach dem Papierkram sitzen wir zwei Stunden lang in der Sonne, machen eine McDonalds-Pause (kam noch öfter) und haben dann die Mopeds. Unser ganzes Geraffel wird in Seitenkoffer und Gepäckrollen umgepackt, die Reisekoffer bleiben beim Vermieter gelagert. Hier passiert der erste Fehler: Die lange Unterwäsche bleibt im Koffer, es ist ja warm genug hier... Wir nutzen den Rest des Tages, um L.A. und die Bikes kennenzulernen, abends gibt es Dorito Chips und Budweiser.

Am nächsten Morgen Abfahrt auf dem Highway 1 Richtung San Francisco. Eine wunderschöne Strecke auf kurvenreichen Straßen durch Sanddünen, an Kürbisfeldern vorbei. Wir fahren bis Monterey, dem St.Tropez Kaliforniens. Dort gibt es keine Zimmer mehr, also weiter nach Watsonville, wo wir die gleich unsere teuerste und schlechteste Übernachtung einlegen. Entschädigung bietet das Frühstück in einer Donut-Bar und der anschließende Weg nach San Francisco. Ein Wahnsinnsanblick ist die Einfahrt in die Stadt, wenn plötztlich die Skyline vor einem liegt. Unsere telefonische Zimmerreservierung hat leider nicht funktioniert, Sandy, die Managerin, gibt uns trotzdem ein Zimmer. San Francisco an einem Tag kennenzulernen ist kaum möglich, wir beschränken uns auf den Hafen und den Bereich um Lombard Street.

Am nächsten Tag fahren wir über die Golden Gate Bridge in Richtung Sacramento, ignorieren die Hauptstadt Kaliforniens völlig, fahren direkt zum Lake Tahoe durch. Am Westufer entlang führt der Weg nach South Lake Tahoe, wo wir übernachten, nicht ohne kurz nach Nevada 'rübergefahren zu sein. Zehn Meter hinter der Staatsgrenze steht das erste Spielcasino ... Wir beschließen, am nächsten Tag am Ostufer des Sees Richtung Silver City, Carson City und Virginia City zu fahren und sehen zwei tote Nester und ein zum Comic Strip umgebautes 'originales' Westernstädtchen, in dem auf jeder Toilette noch eine Slot Machine steht. Als Plakate am Wegrand die Ponderosa ankündigen, fahren wir den Schildern nach und finden so eine Art Bonanza-Phantasialand mit Ponderosa, Andenkenläden, Museum und Hossburger-Braterei.

Lake Tahoe bis Las Vegas

Auf dem Weg nach Süden geht es über den noch schneefreien, aber saukalten Tiogapaß in den Yosemite National Park. Es ist Nachsaison, man kann wunderbar Motorradfahren und die Natur bestaunen, ohne im Abgasqualm des Vordermanns zu stehen. Wir durchqueren den Yosemitepark, übernachten südlich in Oakhurst und verlassen den Park am nächsten Tag wieder über Tioga nach Osten zur Weiterfahrt ins Death Valley.

Straßen, Straßen, Straßen. Der Weg von Yosemite nach Süden in Richtung Bishop geht über geniale Pässe und Straßen, teilweise so ruhig, daß man nach dem Abschalten der Motoren einfach nichts mehr hört - ungewohnt für uns Großstadtkinder. Schlafstop in Lone Pine, der Name läß zu Recht vermuten, daß dort nichts los ist, vorbei am Mt.Whitney, dem höchsten Berg der USA (ohne Alaska) ins Death Valley. Nach der Anfahrt in Tourenjacke mit Futter wechseln wir dabei über Jeansjacke zum T-Shirt mit Nierengurt und schwitzen immer noch. Dafür bietet die Gegend faszinierende Aussichten (und faszinierende Leute, u.a. ein deutsches Urlauberpaar, das sich ausgerechnet in Death Valley aus dem Wagen ausgeschlossen hatte). Wir nehmen mit Badwater und Zabriskie Point die wichtigsten Touristenschauplätze mit und fahren zur vorgesehenen Übernachtungsstelle nach Death Valley Junction weiter. Shit, sogar der Reiseführer wußte schon, daß der Ort nur noch eine Geisterstadt ist.

Also weiter bis Las Vegas. Obwohl es Wochenende ist, finden wir sofort ein Motel. Beim Versuch, noch einen Hamburger einzuwerfen, merken wir schon, daß mein Hinterreifen platt ist. Nach Rücksprache mit dem Verleih und einem Werkstattanruf sammelt uns ein lieber Typ (I usually work at the Harleys) mit einem Autowrack mit Anhänger ein. Während der Reifen geflickt wird, teilen wir uns ein Moped und besichtigen Vegas. Am Ende gibt's eine Rechnung, für die in Deutschland nicht einmal das Abschleppen drin wäre, und diese Rechnung zahlt auch noch der Motorradverleiher. Abends ziehen wir los durch die Casinos, verschaffen uns vom Stratosphere Tower erstmal einen Überblick und beim Big Shot auf dem Tower (1,149 feet) ein bißchen Unruhe im Magen. Mirage, MGM und Caesar's Palace sind die anderen Stationen, speziell in Caesar's Palace ist der Kitsch so gut gemacht, daß es schon wieder schön ist. Dort verzocken wir auch ein paar Dollars.

Las Vegas bis Monument Valley

Von Las Vegas fahren wir kurz zum Hoover Dam, soll großartige Technik sein, ist aber totenlangweilig. Weil wir dabei den Colorado überqueren, schnuppern wir schon mal nach Arizona rein. Bei ständigem Gegenwind führt der Weg aber erstmal nach Utah über Mesquite und Bunkerville zum Zion National Park. Nachdem wir kurz in den Park hineingefahren sind, ist klar, daß wir hier mehr sehen wollen, also suchen wir uns in Springdale am Südeingang ein Zimmer und legen einen Wandertag ein.

Upps, zur Weiterfahrt sind die Straßen schon ziemlich kalt, einschließlich einiger Eisflecken. Jetzt rächt sich der Denkfehler in L.A., wir zittern durch die Canyonlandschaften von Bryce und Capitol Reef, halten nur zum Tanken und Futtern mal an. Erst in Hanksville, dem einzigen Nest im Umkreis von 100 Meilen, wird übernachtet. Ab hier orientieren wir uns nach Süden, um langsam den Rückweg anzutreten. Dabei überqueren wir den Colorado und fahren irgendwo eine Steilwand runter, sollte man unbedingt mitnehmen, wenn man nicht gerade mit einem Wohnanhänger unterwegs ist. Die Temperaturen hier sind längst wieder motorradfreundlicher, und geregnet hat es bisher noch keinen Tropfen.

Über Mexican Hat erreichen wir Indianderland - und das Monument Valley. Hier sieht es aus wie im Film, und friendly Indians verkaufen Andenken und Schmuck.

Monument Valley bis Los Angeles

Schlafstop bei Cameron, dann ab zum Südrand des Grand Canyon. Hier tobt noch ein Rest Tourismus, wir fahren durch bis zum Tourist Information Center und dann erstmal wieder raus nach Tusayan. Hotelzimmer klargemacht, dann zum Flugplatz und das Moped gegen einen Helikopter getauscht. Einen Rundflug über den Grand Canyon mußten wir uns einfach gönnen.

Später fahren wir nochmal mit den Bikes in den Park hinein und planen einen zumindest teilweisen Abstieg in den Canyon für den nächsten Tag. Am Morgen sind leider die Mopeds eingeschneit, early snow heißt das lapidar in den News, für uns bedeutet es den Alarmaufbruch nach Süden, raus aus den Bergen.

Auf den Rat der Einheimischen hin fahren wir über Williams nach Flagstaff, unser kleines Stückchen Route 66 tuckern wir durch den Schnee, während links und rechts Busse, Trucks und Allradfahrzeuge im Graben liegen. Andreas kommt vorbeigefahren, right hand greetings sind sonst eher unüblich, der eingefrorene Gaszug macht´s möglich.

Immer bergab an Schnee- und später Regenfronten vorbei erreichen wir Phoenix, hier ist vom Wintereinbruch nichts zu sehen, die Zitronenbäumchen blühen noch. Wir suchen uns ein Hotel und lassen am nächsten Morgen erstmal den inzwischen abgesprungenen Gaszug reparieren (Thanks, Ken). Die Rückfahrt ins Gebirge ist uns zu riskant, so treten wir einfach den Rückweg an, nach Buckeye im Westen und dann über Gila Bend näher an die mexikanische Grenze heran. Noch eine Nacht in Yuma und wir erreichen wieder den Golden State. Wir haben noch drei Tage Zeit, fahren deshalb nach San Diego durch, faulenzen an der Strandpromenade und besuchen Seaworld.

Dann geht's zurück nach Los Angeles. Nach drei trockenen Wochen (außer dem Schnee) fängt es jetzt an zu schütten, die ganze Strecke über gießt es wie aus Kübeln. Die Karte ersäuft irgendwann im Tankrucksack, wir fahren auf Sicht zum Hotel, orientieren uns am Flughafen und den paar Straßen, die wir beim Start kennenlernten. Genug Moped gefahren, noch am gleichen Abend geben wir die Bikes zurück. Wir werden noch zum Hotel zurückgebracht, am nächsten Tag geht es dann ab nach Hause.

Literatur zum Thema

Bei der Vorbereitung nützlich waren:

  • USA Westküste, Rocky Mountains, der Südwesten
    Nelles Verlag, München 1996
    Sehr informativ, reich bebildert, viele Tourbeschreibungen

  • Amerika - Edition Unterwegs
    Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994
    Weniger Textinfos, dafür motorradorientiert, reicht aus, um auf den Geschmack zu kommen. Außerdem sollte man das Foto auf Seite 157 gesehen haben ;-)

  • Durch den Westen der USA
    Reise Know-How Verlag, Ganderkesee-Steinkimmen 1995
    IMHO das Buch zum Thema, zahllose Informationen, Karten, Touren, absolut empfehlenswert nicht nur zur Planung, sondern auch als Begleiter unterwegs.

Dazu kommen einige nicht wasserfeste Straßenkarten, deren Name mitsamt dem matschigen Papier verloren ging.

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